Wieder einmal passte die Stimmung zum Jahresausklang beim OTB-Silvesterlauf. Über 3300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die letzte Chance, sich im alten Jahr noch einmal sportlich zu betätigen. Damit war der Silvesterlauf erstmalig in seiner Geschichte über alle 5 Strecken komplett ausgebucht. Hinter dem Silvesterlauf in Hannover rund um den Maschsee hat sich die OTB-Veranstaltung als zweitgrößte Laufveranstaltung zum Jahresende etabliert. Zahlreiche Zuschauer im Start-Ziel-Bereich und an der Strecke entlang des Rubbenbruchsees und durch Heger- und Natruper Holz sorgten für ein einmaliges Flair und für eine tolle Stimmung. Über den 10km-Hauptlauf siegte Jonas Kulgemeyer vom Ausrichter OTB (30:53) mit einem einsamen Solo-Lauf und über 2 Minuten Vorsprung vor Steffen Riesenpatt (TSV Bayer Leverkusen). Nur das Begleitfahrrad konnte mit Jonas so einigermaßen mithalten und eskortierte den Langstreckler über seine Heimstrecke. Jonas hatte bereits vor zwei Jahren den Hauptlauf gewonnen, im Vorjahr musste er als Zweiter nur Linus Vennemann von der LGO den Vortritt lassen. Bei den Damen überlief Ann-Christin Opitz (35:36) aus Melle als Erste die Ziellinie, vor Annika Klezath (36:52) vom OTB – jeweils Spitzenzeiten! Sowohl für Jonas als auch für Ann-Christin bedeutete das die Aufstellung eines neuen Streckenrekordes über die neue Laufroute. Über 5,6 km hatte André Rohling (LGO) in 17:23 Min. und Tina Böhm (OFV Ostercappeln) in 21:21 Min wie im Vorjahr die Nase vorn. Tina hält auch den aktuellen Streckenrekord über die 5,6km, der schnellen Polizistin bewies einmal mehr, dass ihr so schnell kein Ganove davonlaufen dürfte.
So viele Voranmeldungen wie seit 2019 nicht mehr
Neben diesen sportlichen Highlights war einmal mehr das Veranstaltungsteam des OTB voll gefordert, um den Lauf wie gewohnt über die Bühne zu bringen. Über 3300 Voranmeldungen wollen erst einmal bearbeitet und ausgegeben sein, dazu sorgte Vandalismus am Tag vor dem Start auf der Strecke im Bereich des früheren Parkhotels für kurzzeitige Schnappatmung bei den Verantwortlichen. Doch pünktlich zum Start war alles hergerichtet und selbst der Nieselregen der vergangenen Tage legte eine wohlwollende Pause ein. Und so konnte jede einzelne Läuferin und jeder einzelne Läufer den Lauf genießen. Heiko Schulze von der Osnabrücker Rundschau fasste seine persönlichen Laufimpressionen in dem Blog „Prost Neujahr“ u.a. wie folgt zusammen.
„Fangen wir mit nackten Daten an: Silvesterläufe gibt es in Osnabrück schon seit 1980. Nur zur Einordnung: Da regierte in der Bundesrepublik noch der Dauerraucher und Nie-Läufer Helmut Schmidt. Ein Jahr zuvor waren sowjetische Truppen in Afghanistan einmarschiert, worauf ein internationales Bashing und ein Olympiaboykott der Moskauer Spiele für die BRD und die USA folgen sollte. Beim ersten OTB-Silvesterlauf musste aber eh niemand der abzählbaren Pioniere die Olympianorm knacken. Die überschaubaren Hobby-Athlet*innen wurden noch locker per Hand gestoppt.
Für 2026 entsagen wir lieber dem Versuch, die Weltlage zu erläutern. Zumindest erscheint sie so problematisch, dass sie sogar den Spaß an läuferischer Betätigung kaputtmachen könnte. Tat sie aber nicht: Schon Tage zuvor ist der Osnabrücker Lauf-Homepage zu entnehmen, dass für meinen persönlichen 10-km-Lauf nach 2.000 Anmeldungen niemand mehr neu aufgenommen werden kann. Wow! Hätte ich nicht so erwartet. Als sich OTB-Halle und deren Umfeld auf der Illoshöhe zu füllen beginnen, festigt sich der Respekt gegenüber den Veranstaltern. Was mir persönlich fehlt, sind altbekannte Gesichter. Vor allem mit Betonung von „alt“. Ich selbst zähle zu exakt 0,9% der Startenden, welche inzwischen die 70 überschritten haben. Kein Wunder, dass ich viele Jungspunde weniger gut kenne.
…
Was für mich völlig unerheblich ist, ist das Geschehen an der Spitze des Laufes. Jonas Kulgemeyer vom gastgebenden OTB Osnabrück, Jahrgang 2004, wird die 10 km mit sagenhaften 30 Minuten und 52 Minuten schaffen. Hinter ihm wird Steffen Riestenpatt, Jahrgang 1997, folgen, immerhin angereist vom Deutschen Fußballmeister TSV Bayer 04 Leverkusen. Steffen wird die Distanz in 32 Minuten und 57 Sekunden hinter sich bringen.
Während ich also noch irgendwo in der Laufmitte durch das Heger Holz keuche, sind Jonas und Steffen schon längst am Ziel. Naja. Statistisch bemerkenswert, echt gratulationswürdig, aber für mich persönlich völlig egal.
Es geht also weiter durch das Heger Holz. Irgendwann tauchen die verblichenen Ruinen des ehemaligen Parkhotels auf. Kurz danach kommt die von allen gefürchtete Steigung vor dem Klinikum. Problem? Nix da. Ich fühle mich längst nicht so fertig wie in etlichen Läufen zuvor. Modell Volkswagen, abgenudelt, aber wahr. Heiko läuft und läuft und läuft.
Endlich kreuzen wir die Rheiner Landstraße. Am Horizont die Bonnuskirche, dann im Schlusssprint durch die enge Bredowstraße. Kurve links, immer mehr Leute klatschen und geben den letzten Push. In der Oberen Martinistraße am Firmament ist das hohe Ziel-Transparent gespannt. Endlich. Geschafft!
Ich drücke ohne Optimismus auf die Stopptaste meiner Uhr: 58 Minuten, 38 Sekunden. Unter 60. Und sogar eine glatte Sekunde besser als im Vorjahr. Wow!
Nachher wird mich die ins Netz gestellte Laufstatistik belehren, dass von 2.000 Angemeldeten real 1.735 Finisher*innen im Ziel angekommen sind. Die Zeiten, in denen ich im oberen Drittel gelandet bin, sind ja nun mal leider vorbei. Aber im unteren Drittel habe ich es immerhin geschafft, mit meiner Netto-Zeit knapp 600 konkurrierende, allesamt jüngere Laufmenschen hinter mir zu lassen. Und bei den über 70-Jährigen, von denen allerdings gerade mal noch 16 die Ziellinie erreichen, darf ich mich sogar mit Platz 2 schmücken. Als junger 70-er machen da aber ehrlicherweise ein paar Jährchen schon eine Menge aus. Also bloß nicht übermütig werden, alter Sack!
Und nach dem Lauf? Viele nette Gespräche, Streckenanalysen, Zeitvergleiche, ein obligatorischer warmer Tee. Und das gute Gefühl, irgendetwas Sinnvolles zum Jahresende hinbekommen zu haben. Wenigstens das.“
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